Die Veränderung der Weltordnung

Herausforderungen und Chancen für Europa

Erosion der Nachkriegsordnung

Die Grundpfeiler der internationalen Ordnung, wie sie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestand, geraten zunehmend ins Wanken. Wie eine neue globale Struktur aussehen könnte, ist derzeit unklar – nicht zuletzt, weil Europa bislang keine klare Position dazu formuliert hat, ob es eine Rolle als eigenständige geopolitische Macht anstrebt.

 

Die USA als globaler Hegemon – ein Modell im Wandel

Die Vereinigten Staaten dominierten über Jahrzehnte die Weltordnung – wirtschaftlich, militärisch und technologisch. Sie stellten:

  • die größte Volkswirtschaft,
  • das mächtigste Militär,
  • den tiefsten Kapitalmarkt,
  • sowie das wichtigste „sichere Hafen“-Finanzinstrument: US-Staatsanleihen.

Zudem waren sie treibende Kraft hinter multilateralen Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der Welthandelsorganisation WTO – mit einem klaren Bekenntnis zu Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Menschenrechten und freien Märkten. In Krisenzeiten garantierten die USA offene Handelsrouten, militärischen Schutz und Liquidität in Form von Dollar-Krediten. Ihre Innovationskraft und Produktivität waren das Ergebnis eines exzellenten Forschungssystems und intensiven Wettbewerbs.

 

Strukturbruch unter der neuen US-Administration

Mit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump hat sich diese Ordnung grundlegend verändert. Die neue US-Politik stellt zentrale Prinzipien des bisherigen Systems infrage – mit spürbaren Folgen:

  • Vertrauensverlust in die Verlässlichkeit der USA
  • Planungsunsicherheit für Unternehmen und Investor:innen
  • Zunehmende Volatilität in der globalen Wirtschafts- und Finanzarchitektur

 

Vergeltungszölle und Handelskonflikte

Am 2. April – dem sogenannten „Tag der Befreiung“ – verhängten die USA Vergeltungszölle mit der Begründung, unfair behandelt worden zu sein. Damit wurde das Prinzip der Nichtdiskriminierung im Welthandel faktisch außer Kraft gesetzt. Die Gefahr eines globalen Handelskriegs stieg deutlich – mit potenziell gravierenden Folgen für die Weltwirtschaft.

Zwar wurden die Maßnahmen später für 90 Tage ausgesetzt, um Verhandlungen zu ermöglichen, doch die Zölle bleiben willkürlich und rechtlich umstritten. Die Vorgehensweise erinnert eher an autokratische als an rechtsstaatliche Strukturen – ein Muster, das sich auch in anderen Politikfeldern zeigt.

 

Der „Triple-B“-Plan: Risiken für die US-Finanzstabilität

Der Haushaltsentwurf der US-Regierung – von Präsident Trump als „One Big Beautiful Bill Act“ bezeichnet – wird von Kritikern als Weg in ein (schlechtes) BBB-Rating (für die Kreditwürdigkeit) gesehen. Die geplanten Steuersenkungen übersteigen die Ausgabenkürzungen deutlich. Laut dem Congressional Budget Office (CBO) entstehen dadurch zusätzliche Ausgaben von rund 2.400 Mrd. US-Dollar bis 2034. Die Staatsschuldendynamik bleibt also nicht nachhaltig.

Weitere Maßnahmen untergraben das Vertrauen in US-Staatsanleihen:

  • Angedachte Steuererhöhungen auf ausländische Investitionen, deren Steuerpolitik die USA benachteiligt.
  • Diskussionen über die Umwandlung von Staatsanleihen in langlaufende (100jährige) Anleihen oder ewige Anleihen
  • Politischer Druck auf die US-Zentralbank zur Zinssenkung. Dadurch gefährdet die Regierung Trump die Unabhängigkeit der Notenbank.

Niedrigere Finanzierungskosten und die vermeintliche Beseitigung eines Wettbewerbsnachteils gegenüber Ländern mit niedrigeren Zinsen stehen im Widerspruch zu den Zentralbankzielen Vollbeschäftigung und Preisstabilität. Angesichts erforderlicher rund 1.000 Mrd. US-Dollar, um das Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren, könnte bereits ein leichter Vertrauensverlust zu steigenden Renditen, Kursverlusten und einer langfristigen Schwächung des US-Dollars führen (siehe Grafik).

Stand der Daten: 17.06.2025, Quelle: LSEG Datastream

Wissenschaft unter politischem Druck

Unter Präsident Donald Trump wurde eine Durchführungsverordnung erlassen, die eine sogenannte „Wiederherstellung des Goldstandards in der Wissenschaft“ in allen US-Bundesbehörden und nationalen Forschungseinrichtungen vorsieht. Diese Maßnahme überträgt politischen Beauftragten die Kontrolle über wissenschaftliche Inhalte – einschließlich der Befugnis, Forschungsergebnisse zu überprüfen, zu korrigieren, deren Veröffentlichung zu steuern und disziplinarisch gegen Personen vorzugehen, die von der offiziellen Linie abweichen.

Diese Eingriffe stellen eine fundamentale Abkehr von der wissenschaftlichen Unabhängigkeit dar und zielen darauf ab, unbequeme Erkenntnisse zu unterdrücken. In dieses Bild passt auch die geplante Einschränkung der Zulassung ausländischer Studierender an renommierten US-Universitäten wie Harvard.

Bislang dominieren US-Hochschulen die internationalen Rankings – unter den Top 20 finden sich neben US-Institutionen lediglich Universitäten aus dem Vereinigten Königreich, der Schweiz, China und Singapur. Doch die zunehmende Feindseligkeit gegenüber freier Meinungsäußerung und unabhängiger Forschung gefährdet die Attraktivität der USA als global führender Wissenschaftsstandort.

 

Europa: Rechtsstaatlichkeit als strategischer Vorteil

Während sich die USA von einem regelbasierten zu einem zunehmend willkürlichen System entwickeln, bleibt offen, welches Modell künftig dominiert. China ist eine aufstrebende Supermacht, jedoch autoritär geführt. Europa hingegen verfügt über einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil: Rechtsstaatlichkeit.

Wenn die EU diesen Vorteil erkennt und strategisch nutzt, könnten daraus konkrete Schritte folgen:

  • Schaffung eines einheitlichen EU-Kapitalmarkts
  • Einführung gemeinschaftlich garantierter Euro-Staatsanleihen
  • Ausbau europäischer Universitäten als globale Forschungszentren

Die wissenschaftliche Forschung zeigt: Länder mit geringem „Rent-Seeking“ – also geringem politisch motivierten Ressourcenmissbrauch – entwickeln sich langfristig erfolgreicher. Europa hat die Chance, Teil einer neuen, stabileren Weltordnung zu werden – wenn es bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.

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Fotocredit: BRENDAN SMIALOWSKI / AFP / picturedesk.com

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